Ich will ja nicht kleinlich sein, aber ein gewisser Grad an naturwissenschaftlicher Korrektheit ist wohl auch von der Marketing Abteilung der Neuen Zürcher Zeitung zu erwarten. - Gefunden in der NZZexecutive Beilage von heute Samstag (Seite e31), ein halbseitiges Inserat für ein Buch zum Arbeits- oder Mitarbeiterklima in Schweizer Unternehmen, der 'Schweizer HR-Barometer 2007' erschinen bei NZZLibro.
Nun, es muss anstrengend sein wenn man als Werber oder als verantwortlicher für die nächste Headline Tag für Tag neue einschlägige Slogans erfinden muss. Ich gebe zu, man braucht ein ziemlich breites Allgemeinwissen, äusserst gut ausgebildete Fähigkeiten in assoziativem Denken und sicherlich auch eine kreative Ader. Es soll ja den Nagel auf den Kopf treffen, den potentiellen Leser ansprechen und den Verkauf anwerfen.
Nun, besagtes Inserat trägt den Titel 'Das HR-Barometer misst die aktuelle Betriebstemperatur in Schweizer Unternehmen'. Ein hübscher Satz. Als Arbeitnehmer in einem der Unternehmen welche namentlich als Unterstützer des Forschungsprojekts, welches der hier angepriesenen Publikation zu Grunde liegt, habe ich sofort auch eine gewisse Vorstellung um was es da gehen könnte. Allerdings stutze ich etwas, dass die Autoren - Gudela Grote (*1960, Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie, ETH Zürich) und Bruno Staffelbach (*1957, Professur für Betriebswirtschaftslehre,Uni Zürich) - mit einem Barometer die Betriebstemperatur messen. Ich wäre interessiert zu erfahren wie dies funktionieren soll. Temperaturen misst man typischerweise mit einem Thermometer, ein Barometer misst den Druck.
Ob der Betriebsdruck nun allerdings zu der Analyse des Schweizer HR-Barometer 2007 etwas beiträgt, kann ich nicht beurteilen. Ich habe den 124 Seiten Report nicht gelesen. Aber der Verkaufs-Slogan stimmt mich doch schon ziemlich skeptisch.
Es bleibe aber noch angefügt, dass es in der Theorie durchaus möglich ist über die Messung eines Drucks auf die Temperatur zu schliessen. Sofern man das Volumen des Versuchsgefässes und die Anzahl der beteiligten Teilchen kennt. Die Teilchen dürfen allerdings nicht mit einander interagieren, sonst wird es komplizierter. - Nun, in einem realen Schweizer Unternehmen könnte dies nicht ganz so einfach werden. Aber es wäre sicher interessant die Theorien der Thermodynamik auf psychosoziale und wirtschaftliche Phänomene an zu wenden.